Wie ein paar vielleicht schon mitbekommen haben, nehme ich dieses Jahr am Stuttgarter TYPO3-Camp teil. Das Camp findet das zweite Mal statt, und zufälligerweise ist es auch mein zweites Camp, an dem ich teilnehme, nachdem ich letztes Jahr in München mit dabei war.
Das Camp findet im Schloss der Universität Hohenheim statt, meiner Meinung nach eine klasse Location. An dieser Stelle auch von mir meinen Dank an die Uni, die das Schloss kostenlos zur Verfügung stellt.
Das Camp begann eigentlich schon am Freitag Abend mit der Warm-Up-Party, hier konnte man sich auch schon für das Camp registrieren und ein paar Give-Aways abstauben, darunter auch ein schönes T-Shirt, sogar in Schwarz. Kann ich also auch privat anziehen 😉
Ich wurde allerdings nicht besonders alt auf der Party und zog mich relativ früh ins Hotel zurück.
Samstag morgen ging es dann um 9 Uhr mit dem Frühstück weiter. Um 10 Uhr startete dann die Sessionplanung. Es kamen einige sehr interessante Themen zusammen, sodaß man schon befürchten musste, gar nicht alle interessanten Vorträge besuchen zu können, da es zwangsläufig zu Überlappungen kommen musste. Aber das ist halt so, und da muss man sich dann für das entscheiden, was einen am meisten interssiert. Ich hatte einigermaßen Glück, und es gab fast keine Überschneidungen.
Im folgenden ein paar kurze Worte zu den von mir besuchten Sessions.
Session “YAG – Yet Another Gallery”
Wer schon einmal eine Bildergalerie mit TYPO3 umsetzen wollte, hat wahrscheinlich auch schon bemerkt, dass einen die Auswahl an Extensions dazu im TER nicht gerade vom Hocker haut. Das dachten sich auch die Macher von YAG und begannen, eine Extension zu entwickeln, die Ihren eigenen Wünschen als Fotografen gerecht werden konnte. Daniel Lienert stellte hier sein “Baby” YAG als Alternative zu den bisherigen Extensions vor.
Die Extension basiert auf Extbase und Fluid und nutzt damit aktuelle Techniken. Ziele der Extensionentwicklung waren vor allem Erweiterbarkeit, z.B. kann die Frontend-Ausgabe mit Themes verändert werden. Es gibt schon eine ganze Reihe verschiedener Themes zum downloaden im TER, aber auch die Erstellung eigener Themes ist kein Hexenwerk. Außerdem sollte die Extension skalierbar sein und auch mit großen Datenmengen zurecht kommen. Ein weiteres Highlight ist ein schön gestaltetes Backend-Modul, mit dem sich komfortabel Galerien, Alben und die Bilder verwalten lassen.
Ein weiteres Feature ist, dass die Extension automatisch verschiedene Auflösungen der Bilder generiert, so wie man das z.B. bei flickr kennt. Die Originalbilder bleiben dabei unangetastet.
Zum Import der Bilder hat man verschiedene Möglichkeiten. Einmal die “klassische” Methode, einfach einen Ordner unterhalb von fileadmin/ einzubinden, in dem die Bilder schon liegen. Desweiteren kann man aber auch die Bilder als zip-Archiv hochladen, über einen Multifile-Upload oder, besonderes Schmankerl, über eine Remote-Schnittstelle aus externen Programmen wie z.B. Photoshop Lightroom.
Anschauen kann man sich die Galerie und einige der verfügbaren Themes hier: http://www.yag-gallery.de
YAG im TER
Mein Fazit
Ich habe mir YAG vor ca. 1 Jahr schon mal näher angeschaut, allerdings habe ich es damals nicht geschafft, die Extension richtig zum laufen zu bringen. Seitdem hat sich aber viel getan, und ich werde bei nächster Gelegenheit nochmal mein Glück damit versuchen.
Session “Agenturen vs. Freelancer”
Volker Graubaum warf die Frage auf, welche Vorteile/Nachteile haben eigentlich Agenturen oder Freelancer, sowohl aus Sicht von Agenturen, die Freelancer für bestimmte Aufgaben anheuern, als auch aus Kundensicht, wenn die einfach eine neue Website haben wollen. Daraus sollte sich eine Diskussion gestalten.
Viel kann ich dazu leider nicht berichten, denn besonders viel neues habe ich nicht erfahren, außer, daß Freelancer scheinbar mehr Nachteile zu bieten haben als Agenturen. Aber das kommt halt immer auf die Sichtweise und die Ansprüche an.
Mein Fazit
Die Session hätte ich mir eigentlich sparen können, hatte mir da mehr erwartet. Nichts für ungut 😉
Session “Powermail 2.0”
Alex Kellner stellte hier die neue Version seiner Extension Powermail vor. Ich denke, jeder, der sich nicht erst seit gestern mit TYPO3 beschäftigt, wird Powermail entweder schon mal genutzt oder zumindest davon gehört haben.
Bei Version 2 handelt es sich um eine komplette Neuentwicklung, der Code wurde vollkommen neu geschrieben. Dabei wurden natürlich viele alte, gute Funktionen beibehalten oder verbessert, manche weniger gute Sachen flogen raus und vor allem ist einiges Neues dazu gekommen. Der Fokus der Neuentwicklung lag darauf, bestimmte Features und die Erweiterbarkeit der Extension zu erhalten, Methoden zur Spamvermeidung zu integrieren und ein paar Analysen für den Marketingbereich zu integrieren.
Sehr interessant ist, dass einige Zusatzextensions zu Powermail jetzt integriert wurden, und zwar die wt_spamshield, powermail_frontend, powermail_optin, powermail_sendpost und wt_calculating_captcha.
Das Backend-Plugin bietet im Großen und Ganzen die gewohnte Ansicht, man muss sich nicht groß umgewöhnen. Interessant ist die Möglichkeit, ein Double-Optin per Mausklick zu aktivieren. Sehr gutes Feature!
Formulare können jetzt auch mehrfach verwendet werden, und als Empfänger können Frontend-Usergruppen ausgewählt werden.
Intern arbeitet jetzt der Spamfilter der wt_spamshield-Extension, der sich aber noch per Typoscript einstellen und feintunen lässt. Desweiteren kann man auch Blacklists für E-Mail- und IP-Adressen anlegen.
Sehr interessant ist auch das neue Statistikmodul, mit dem man zum Beispiel sogar sieht, auf welchen Seiten der User war, bevor er das Mailformular abgeschickt hat, oder mit welchen Keyword er von Google auf der Seite gelandet ist. Nett! 🙂
Das Backendmodul hat es auch in sich. Hier hat man einmal die gewohnte Ansicht der abgeschickten Mails und kann sich die Details jeder Mail anschauen. Diese Ansicht kann man aber sowohl interaktiv durchsuchen als auch die Ausgabe vielfältig filtern. Für große Websites mit vielen Besuchern eine gute Sache!
Die Liste lässt sich natürlich weiterhin als Excel oder CSV exportieren, doch auch hier lässt sich jetzt sehr genau einstellen, was denn exportiert werden soll, und zwar ganz einfach per Drag’n Drop. Coole Sache!
Neu ist auch der Powermail-Funktionscheck, der überprüft, ob die Extension richtig installiert ist und alle Berechtigungen stimmen. Hier kann man auch eine Testmail abschicken, um zu schauen, ob der Mailversand der TYPO3-Installation generell funktioniert. Wobei das ja auch aus dem Install-Tool heraus möglich ist.
Ebensfalls neu ist die Frontend-Ausgabe. Hier kann man sehr genau einstellen, was denn im Frontend zu sehen sein soll. Wenn man Frontend-User hat, könnte man angemeldeten Usern z.B. zeigen, welche Mails sie schon abgeschickt haben.
Einziger Wermutstropfen bei der Sache: ein verlustfreies Update von der “alten” auf die neue Version wird nicht möglich sein, dabei würden alle bisher gespeicherten Mails verloren gehen und auch auch die alten Formular nicht mehr funktionieren. Aber für mich persönlich wird das eher kein Problem sein.
Mein Fazit
Ich war bisher schon ein Powermail-Fan, die neue Version wird auch dafür sorgen, dass ich ein Fan bleibe. Sie bietet ein paar sehr coole neue Features und ich freue mich schon drauf, wenn Sie im TER verfügbar sein wird. Laut Alex könnte das schon kommende Woche der Fall sein.
Session “Der Weg weg von Templavoila”
Tobias Liegl zeigte hier ein paar Alternativen zu Templavoila auf, die größtenteils sehr interessant sind.
So kann man mit den schon länger in TYPO3 verfügbaren Backend-Layouts die Optik der Backends an die verfügbaren Inhaltsbereiche des Frontends anpassen. Das ist vor allem für Redakteure oder Kunden hilfreich, die dann sofort sehen, wo die Inhalte nachher im Frontend erscheinen. Die Ausgabe im Frontend erfolgt dann per FLUIDTEMPLATE.
Ein typischer Anwendungsfall von Templavoila sind ja mehrspaltige FCE, um das Layout möglichst flexibel zu gestalten. Wer nicht weiss, um was es dabei geht, sei dieser Screencast emfpohlen 😉
Das lässt sich jetzt auch mit der relativ neuen Extension Gridelements erledigen. Ähnlich wie bei den Backend-Layouts kann man sich hier mit einem Wizard die Anordnung der Inhaltsbereiche zusammenklicken. Die Ausgabe erfolgt dann per Fluid.
Soweit hört sich das alles gut an, und ich werde das alles bei nächster Gelegenheit mal testen, um zu schauen wie ich damit zurecht komme. Aber eine Stärke von Templavoila sind ja die FCE, mit denen sich wesentlich mehr machen lässt, als Zwei- oder dreispaltige Containerelemente. Und hier scheint bisher der einzige Weg zu sein, so etwas als Extension mit Extbase und Fluid nachzubilden. Und hier hört es für mich als nicht-Programmierer dann leider fast schon auf, denn das sind für mich momentan noch böhmische Dörfer.
Mein Fazit
Wenn man für ein Projekt keine komplexen FCE braucht, kann man sicher auf Templavoila verzichten, da die Arbeitsweise mit FLUIDTEMPLATE, Backend-Layouts und Gridelements sicher einige Vorteile hat. Aber falls komplexe FCE nötig sind, komme zumindest ich momentan nicht an Templavoila vorbei.
Session “FAL – File Abstraction Layer”
Die letzte Session für mich heute behandelte den in der kommende TYPO3-Version 6.0 erwarteten File Abstraction Layer (FAL). Andreas Wolf gab eine kurze Einführung in das Projekt und zeigte auch den aktuellen Stand.
Um was geht es denn beim FAL? Die Dateihandhabung von TYPO3 wird dabei auf einer sehr tiefen Ebene verändert, es handelt sich allerdings nicht um eine Medien- oder Metadatenverwaltung, wie man es zum Beispiel von der Extension DAM kennt.
Bisher ist es ja so, das TYPO3 von jeder Datei, die über das Backend hochgeladen wird, automatisch eine Kopie im Ordner uploads/ anlegt. Mit dieser Kopie wird dann sozusagen gearbeitet, diese wird auch für eine Ausgabe im Frontend verwendet. Die Nachteile sind offensichtlich, jede Datei ist doppelt vorhanden, und der uploads-Ordner kann auch sehr schnell sehr groß werden.
FAL setzt dort anders an. Hier wird der Dateizugriff über Repositories geregelt. Ein Repository kann dabei lokal sein, zum Beispiel im fileadmin-Ordner. Es kann aber auch ganz woanders liegen, z.B. auf einem Amazon S3-Server, auf einem WebDav-Laufwerk oder sonst wo. Das eröffnet natürlich einen ganzen Haufen neuer Möglichkeiten. So wird jede Datei in der Datenbank indexiert, und hier können dann natürlich auch komfortabel Metadaten oder Referenzierungen verwaltet werden.
FAL ist momentan für TYPO3 6.0 geplant, und es ist wohl ziemlich sicher, dass es bis dahin fertig sein wird. Für die Zukunft geplante Features sind z.B. Versionierung oder Remote-Verarbeitung, also z.B. die Ansteuerung externer Online-Bilderservices.
Mein Fazit
Ich bin auf jeden Fall gespannt. Das Dateihandling in TYPO3 war schon länger suboptimal, ich denke, gerade wenn man viele Backend-User hat und mit einer großen Zahl Dateien zu tun hat, wird FAL die Arbeit wesentlich erleichtern. Sehr cool finde ich das Konzept der Repositories.
Abschluss
Das war mein kurzer Bericht vom ersten Tag des #t3cs12. Unter diesem Hash-Tag könnt ihr bei Twitter auch live verfolgen, was hier so abgeht. Während jetzt im Schloss noch die Aftershow-Party läuft, habe ich mich jetzt lieber ins Hotel zurückgezogen, um euch diesen Bericht zu liefern. Irgendwie bin ich nicht so der Party-Mensch, und Alkohol vertrage ich auch nicht besonders viel. Ja, ist wirklich so! 😉
Zum Abschluss noch ein paar Impressionen vom Camp:
Hi Wolfgang, vielen Dank für deine Eindrücke.